Tag Sechs. Wir haben vor gar nix mehr Angst!

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Es kann verdammt kalt werden, nachts in den Bergen. Die Entscheidung, mit Pullover und einer zusätzlichen Decke zu schlafen hat sich gelohnt. Nach dem aufstehen erst einmal heiß duschen. Lange heiß duschen. Ein gemütliches Frühstück auf der Wiese und wieder alles einpacken.

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Auf gehts Richtung Ofenpass! Meine Karre läuft heute so richtig scheiße und sifft wie sonst was. Das kann nicht nur an der Höhe liegen. Egal, alle drei fahren, was soll schief gehen?
Der Ofenpass war im Vergleich zum Flüela eher entspannt. Oder sind wir harten Hunde mittlerweile so abgebrüht?

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Keine wirklich wilden Steigungen und der Kamm liegt auch „nur“ auf 2100 und ein paar gequetschten Metern über Null. Und wieder runter. durch Wälder und schöne, kleine Örtchen. Man möchte sie fast schon wieder als pittoresk beschreiben aber ich glaube, das habe ich schon vor ein paar Tagen mal geschrieben.
In Val Mustair wieder eine kleine Kaffeepause gemacht und ambitioniert den Umbrailpass hinauf. Wen es interessiert: Höchster Punkt der Passstraße 2505m, Maximale Steigung 12%, im Durchschnitt etwas über 8%. 2,5km der Strecke sind Schotterpiste. Und dieses Stück hat richtig Laune gemacht kann ich euch sagen!

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Erklimmen ging wieder nur im ersten Gang. Aber schön vorsichtig, wir wollen ja keinen kolbenklemmer riskieren. Alle paar Kilometer haben norman und ich in haltebuchten auf Erik gewartet, um mal wieder ein paar hundert Meter gemeinsam zu klettern. Wegen unterschiedlicher Beladung, Vergasereinstellung und Leistung riss das Feld aber immer wieder auseinander. Norman konnte sogar besser klettern als ich und das soll schon was heißen.

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Pausen zum Abkühlen lassen der Maschinen machten wir natürlich auch und jedes Mal sprangen sie schlechter an oder kamen schlechter auf Drehzahl.20130717_124733

In etwa so wie die kleine schnaufende Dampflok aus Dumbo kamen wir den Berg dennoch hinauf.

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Von der Umbrailhöhe aus konnten wir schon die Höhe des Stilfser Jochs sehen.

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Hallo Kampfgeist! bist du noch da? Davon angespornt, den letzten Gipfel in Sicht zu haben, gaben wir mit unseren kleinen Vespen noch einmal alles, was nicht wirklich viel war in dieser Höhe aber die letzten 250 Höhenmeter, bis auf 2758m schafften wir auch noch!

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Als wir dann oben ankamen gab es sogar Jubel von einigen Menschen in Vollkombi 😀
Beflügelt gönnten wir uns einen Kaffee in luftiger Höhe und genossen eine Weile die Aussicht und die Kälte auf der Passhöhe um anschließend erneut mit qualmenden Bremstrommeln ins Tal zu rollen.  Und zwar dort hinunter:

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Der Blick von untern:

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In Meran wurde Station bezogen, wobei wir nicht mehr wirklich Lust zum Suchen entwickeln konnten und einfach der deutlichsten Beschilderung zu einem Campingplatz gefolgt sind. Böser Fehler! Tut das niemals, wenn ihr nicht arm werden wollt! Gelandet sind wir nämlich auf einem 4 Sterne platz mit Pool und allem Schnickschnack. Die Toiletten sehen aus, als würden sie alle zwei Stunden gereinigt werden und nicht alle zwei Tage, wie auf dem ersten Platz in Bad Münster am Stein…
Das Zelt steht auf einem Platz, der in der Regel für einen Caravan wäre. Mit schön hartem Boden. Alle Heringe sind krumm aber die Bude steht.
Endlich hatte ich auch einmal Zeit, nach meiner Vespa zu sehen. Fix den Vergaser raus und festgestellt, dass sich eine Schraube der Vergaserwanne gelöst hat und die Wanne undicht geworden ist. Den überlaufenden Sprit habe ich in den Bergen verteilt und durch die klaffende Öffnung hat der Motor mit Sicherheit viel Nebenluft gezogen. Das könnte meinen hohen Verbrauch und die schlechte Leistung der letzten Tage erklären. Nebenbei ein Schaden, den in schon in Neuss vorhergesagt habe. War aber schnell repariert, Wanne und schrauben mit der guten Berner eingeklebt und jetzt rennt sie wieder wie ein junges Reh!
Zum Abendessen gabs einen leckeren Bauernsalat und Brot. Zum Abschluss des Abends ein Bierchen in der Wunderbar (kein scherz!)

und hoch zum Platz. Der Himmel zieht sich schon seit mehreren Stunden bedenklich zu und es wird immer windiger…

Tagesbilanz: Irgend jemand freut sich heute über eine neue gopro-kamera. Ich habe meine nämlich unterwegs verloren, ohne es zu merken. Obermist! Im Rheinland hätte ich ohne Frage umgedreht und die gleiche Strecke noch einmal abgefahren um zu suchen aber hier oben… Neee. Schade um die schönen Bilder und Aufnahmen der Abfahrten. Bedeutet aber nur, das die Strecke noch einmal gefahren werden muss in Zukunft! Keine ahnung mehr, wie lange wir unterwegs waren. Vielleicht acht Stunden? für etwas über 130km. Aber wir haben drei Passhöhen geschafft! Was soll da noch kommen? Wir haben vor gar nix mehr Angst. Vor gar nix! Der Rest ist cruisen

Eine Antwort »

  1. Hi Jungens,

    ich bin mächtig stolz auf Euch und wenn ich Euren Bericht so lese und die Bilder sehe, dann wünschte ich, ich wär mit von der Partie.
    Wenn ihr zurück seid, dann könnt ich extrem stolz sein und ihr werdet euren Enkeln davon noch erzählen, da könnt ihr sicher sein!!!
    Macht weiter so Jungs, haltet durch, genießt die Zeit und kommt gesund an Eure Ziele!!!

    Schöne Grüße aus der Heimat,
    Andre

  2. Jungs, bin über la France in den schwarzen Wald und im Oppenaukreis eine Stiege hoch noch Allerheiligen – in den Keren nur mit 35-40, ansonsten war auch mein Auto außer Puste. Und plötzlich sah ich jede Steigung mit euren Augen und fühlte mit den kleinen Vespen.
    Ich hoffe, ihr alle 6 habt euch inzwischen ein bisschen erholen können – kleine Blessuren verarztet und seid gerüstet für die Heimreise – da gehts gmütlicher zu????
    Liebe Grüße von der Großmutter, der ich euren Blog jetzt so eingerichtet habe, dass sie jederzeit ohne große Mühe gucken und lesen kann. Sie ist mächtig stolz auf euch, und – als hätte sie Andre’s Kommentar gelesen – sagte sie: Mensch, davon können die mal ihren Enkeln erzählen…..
    Alles Gute, erholt euch und haltet uns weiter so gut auf dem laufenden.
    eure Mam und Gisela

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